IGL Bayerwald

Weitere vom Redakteuer als Co-Autor mit-erstbeschriebene Fische:

Barbara & Allan Brown-Kampffisch, Betta brownorum Witte & Schmidt, 1992
Barbara & Allan Brown-Kampffisch, Betta brownorum, Weibchen
Blasser Kampffisch, Betta pallida Schindler & Schmidt, 2004
Ferox-Kampffisch, Betta ferox Schindler & Schmidt, 2006, Foto: Jens Kühne
Apoll-Kampffisch, Betta apollon Schindler & Schmidt, 2006
Blaukehlchen, Kuehnes Kampffisch, Betta kuehnei Schindler & Schmidt, 2008
Blaukehlchen, Kuehnes Kampffisch, Betta kuehnei Schindler & Schmidt, 2008
Blaukehlchen, Luscinia svecica, im Bayerwaldtierpark in Lohberg.
Rotflossenbärbling, Rasbora rubrodorsalis Donoso-Büchner & Schmidt, 1997
Rotflossenbärbling, Rasbora rubrodorsalis Donoso-Büchner & Schmidt, 1997
Tanichthys kuehnei Foto: Jens Kühne

Der Makropode
Zeitschrift der IGL

Gepunkteter Fadenfisch, Trichopodus trichopterus

Der Herr des Reisfelds – Trichopodus trichopterus
IText & Fotos: Dr. Jürgen Schmidt, weiter Fotos siehe unten auf Seite 5 sowie im Original:
aus: Der Makropode – 29(5), 2007, 149-155.

In diesem etwas älteren Artikel wird noch der synonyme, also heute ungültige Name „Trichogastertrichopterus verwenden, gültig ist jedoch Trichopodus.

Der Blaue oder Gepunktete Gurami ist ein den Aquarianern seit langem bekannter Labyrinthfisch. Er stammt aus den Gewässern Südostasiens, die sich oft durch einen minimalen Sauerstoffgehalt auszeichnen, in denen er jedoch dank seines – die Atmung ergänzenden – Labyrinthorgans eine dominante Stellung einnehmen kann. Einfach zu pflegen und zu züchten, hat er schon Generationen von Aquarianern begeistert …
Trichogaster trichopterus, landläufig einfach als Blauer Gurami oder Gepunkteter Fadenfisch bekannt, wurde bereits Ende des 18. Jahrhunderts in Indonesien entdeckt. Dieses Land besteht aus vielen Inseln (12 000!), unter denen sich mit Java, Sumatra und Borneo wahre Schatztruhen für den Aquarianer befinden. Desweiteren kommt der Fisch jedoch auch in Thailand, Malaysia, Vietnam bis hin zu Inseln vor der Nordküste Australiens vor. Angesichts dieser weiten Verbreitung stößt man auf geographische Varietäten, die sich je nach Herkunft mehr oder minder deutlich unterscheiden.
Darüberhinaus scheint sich sein Verbreitungsgebiet ständig zu erweitern, möglicherweise zum Schaden der einheimischen Fischfauna. So wurde er zum Beispiel vom Menschen auf die Insel Sulawesi verschleppt, die früher als Celebes bekannt war.
Der Blaue Gurami gehört der Unterordnung Anabantoidei in der Ordnung Perciformes an. Diese Unterordnung faßt fünf Familien zusammen, von denen die Unterfamilie Trichogasterinae der Familie Belodontiidae die Gattung Trichogaster als Typusgattung beinhaltet.
Bereits 1777 von Pallas beschrieben, ist es einer der am längsten bekannten exotischen Aquarienfische. Die erste dokumentierte Einfuhr lebender Fische nach Europa erfolgte bereits 1896, also zu einer Zeit, als die Aquaristik noch in den Kinderschuhen steckte.

Trichopodus trichopterus, Gepunkteter Fadenfisch

Ein einfaches Leben

Der Blaue Gurami hat – wie alle Labyrinthfische – ein ganz besonderes Atmungssystem entwickelt. Er lebt auch in Gewässern, die sich durch chronischen Sauerstoffmangel auszeichnen, nämlich vornehmlich in Sümpfen und Reisfeldern. Um dieses Hindernis zu überwinden ist ein nachgeschaltetes Atmungssystem entstanden, das sogenannte Labyrinth. Dies ist ein reich mit Blutgefäßen versehenes, aus verknöcherten Lamellen bestehendes Organ, das die Sauerstoffgewinnung aus atmosphärischer Luft als Ergänzung zur Kiemenatmung erlaubt. Diese entwicklungsgeschichtliche Anpassung an ein durch Sauerstoffarmut eher lebensfeindliches Milieu findet sich auch in einer besonderen Form der Fortpflanzung wieder, nämlich dem Bau eines an der Wasseroberfläche schwimmenden Schaumnests, in dem der Nachwuchs optimale Entwicklungsbedingungen vorfindet. Die Arten der Gattung Trichogaster sind sogar soweit angepaßt, daß ihre Eier von selbst an der Wasseroberfläche treiben.
Die Gestalt dieser Art entspricht dem klassischen Schema der Gattung. Trichogaster trichopterus ähnelt in dieser Hinsicht in frappierender Weise einer anderen, Aquarianern bestens bekannten Art, nämlich Trichogaster leerii (vgl. Aquarium live 2-’98). Beide haben einen langgestreckt eiförmigen Körperumriß und sind seitlich deutlich abgeflacht. Die Afterflosse beginnt bereits auf der Höhe der Kiemen und reicht bis zu dem kurzen Schwanzstiel. Die Bauchflossen sind zu sehr langen Fäden umgewandelt und auf nur einen Flossenstrahl reduziert. Sie dienen weniger als Tast- sondern vielmehr als Geschmacksorgane, mittels derer sich der Gurami auch in Wasser mit geringer Sichtweite zurechtfinden und Futter aufspüren kann. Auch spielen sie bei der Partnerfindung und Feinderkennung eine nicht unerhebliche Rolle. Der Blaue Gurami kann im Aquarium eine mittlere Länge von 15 cm erreichen, wobei das Weibchen etwas kleiner als das Männchen bleibt. In der Natur oder in einem Teich lassen sich jedoch auch Exemplare von nahezu 20 cm Länge finden.
Trichogaster trichopterus wird im englischsprachigen Raum als der „Dreifleckige Gurami“, unter deutschsprachigen Aquarianern hingegen einfach als „Blauer Gurami“ oder „Blauer Fadenfisch“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um die typische Wildform, die auf himmelblauem, etwas marmoriertem Grund mit grünen Glanzpunkten zwei schwarze Flecken zeigt. Der erste davon liegt auf der Höhe der Rückenflosse, der zweite auf dem Schwanzansatz; ein dritter „Punkt“ existiert tatsächlich, nämlich in Gestalt des Auges.
Trichogaster trichopterus var. „Cosby“ ist eine Zuchtform, bei welcher der Körper intensiver gezeichnet ist. Bei ihr ist die blaue Marmorzeichnung verstärkt, und diese erscheint in Abhängigkeit vom gegenwärtigen Erregungszustand mehr oder weniger intensiv.
Trichogaster trichopterus var. „Gold“ weist eine Musterung auf, die der zuvor genannten Varietät sehr ähnlich ist, jedoch werden hier die üblicherweise blauen Farben durch orangegelbe Töne ersetzt.
Trichogaster trichopterus var. „Silber“ ist eine noch blassere Farbmangelmutante, jedoch kein Albino.
Zudem gibt es bei der blauen Tönung der Fische unterschiedliche Intensitäte, die von einem hellen Silber-Blau bis zum dunklen Violett reichen können. Inzwischen ist die Marmorierung der Cosby-Variante nicht mehr nur bei den blauen Guramis, sondern auch bei den silbernen und goldenen Formen vertreten. So daß die Vielfalt der Varianten erheblich zugenommen hat. Leider werden diese Merkmale oft nicht reinerbig vererbt.
Mit etwas Erfahrung fällt die Unterscheidung der Geschlechter leicht, wenngleich sie bei jungen Exemplaren wenig augenfällig ist. Die Rükkenflosse des Männchens ist größer und endet in einer Spitze. Die des Weibchens ist hingegen kürzer, am Ende abgerundet, und auch die Farben des Körpers sind in der Regel weniger kräftig. Mit fortschreitender Trächtigkeit ist auch die deutlich rundliche Form des Bauchs zu erkennen, während der des Männchens stets flach bleibt.

Ein Aquarienfisch mit Charakter

Die Pflege von Trichogaster trichopterus ist manchmal mit Problemen verbunden. Tatsächlich erweisen sich manche Exemplare als schwierig, jedoch liegt bei alledem der Grund dafür lediglich in unzureichenden Haltungsbedingungen. Nicht selten werden die Fische in Aquarien von weniger als 100 Litern Fassungsvermögen gepflegt, obwohl es sich um eine Art handelt, die zum allgemeinen Wohlbefinden wenigstens 200 Liter benötigt. Nicht vergessen werden darf in diesem Zusammenhang, daß der Fisch eine ansehnliche Größe erreicht und etwas territorial ist.
Die Höhe des Wasserstands ist von geringer Bedeutung, jedoch zählt die Größe der Wasseroberfläche um so mehr. Demzufolge muß einem Pärchen schon eine Aquarienlänge von einem Meter geboten werden. Dicht mit ebenfalls aus Südostasien stammenden Pflanzen und einigen anderen Fischen besetzt, die Schwimmpflanzendecke nicht zu vergessen, schafft der Aquarianer einen Ersatzbiotop, der dem in der Natur durchaus ähnlich ist. Schwimmfarne der Gattung Cerato- pteris bieten unseren Pfleglingen hochwillkommene Rückzugsmöglichkeiten, in denen er künftig viel seiner Zeit verbringen wird, denn die Fische bevorzugen die oberen Wasserschichten des Aquariums. Morphologisch ist diese Eigenschaft anhand des leicht nach oben gerichteten Mauls zu erkennen.
Die Filterung darf nicht zu stark sein, und ein Umwälzen des einfachen Wasservolumens pro Stunde reicht völlig aus. Dabei ist sicherzustellen, daß die Rückleitung aus dem Filter keine Oberflächenströmung verursacht. Die optimale Temperatur liegt im Bereich von etwa 25 °C. Sie kann im Sommer bis auf 30 °C oder sogar etwas darüber ansteigen, ohne daß dies zu Problemen führt. Trichogaster trichopterus ist hinsichtlich der Qualität seines Wassers wenig anspruchsvoll, jedoch ist dieses in seinem natürlichen Lebensraum weich, neutral und sauer. Die seit vielen Generationen unter menschlicher Obhut vermehrten Fische lassen sich aber inzwischen auch in mäßig hartem bis hartem Wasser halten. Für die erfolgreiche Zucht sollte allerdings noch immer Wasser von weniger als 10 °dGH den Vorzug geben, um hierdurch jegliche Schwierigkeiten bei der Entwicklung der Eier zu vermeiden.
Während sich junge Fische bisweilen als recht lebhaft zeigen, sind ältere die Gelassenheit selbst. Die innerartliche Verträglichkeit ist im allgemeinen gut, trotzdem empfiehlt sich bei dieser Art eine paarweise Haltung. Vor allem das Männchen schätzt die Anwesenheit eines anderen Männchens nicht, und der unterlegene Fisch ist ständiger Verfolgung durch den überlegenen ausgesetzt. Dies wiederum führt zu verzögertem Wachstum, Verletzungen und Blessuren. Die Weibchen vertragen sich untereinander relativ gut, wenngleich auch hier eine gewisse Animosität nicht zu übersehen ist.
Insoweit es das Verhalten gegenüber anderen Arten angeht, zeigt sich diese Art als tolerant, um nicht zu sagen ignorant. Sie ist somit bestens für ein Gesellschaftsaquarium geeignet, welches sie zum Beispiel mit anderen Belontiiden teilen kann. Grundvoraussetzung hierfür ist jedoch, daß die zur Verfügung stehende Wasseroberfläche ausreichend territorialen Raum für alle Fische bietet. Der Blaue Gurami mag hingegen keine Mitbewohner, die zu groß oder ausgesprochen lebhaft sind. Verspielte Arten wie Barbus tetrazona, Hyphessobrycon callistus und ähnliche dürfen nicht mit ihm vergesellschaftet werden, weil sie die langen Flossenfäden der Guramis anknabbern.

Ein Fisch mit Revieransprüchen

Der Blaue Gurami ist wirklich ein „häuslicher“ Fisch. Erwachsene Fische mögen es gar nicht, wenn in ihrem Lebensbereich erhebliche Veränderungen stattfinden. Dies trifft auch auf junge Exemplare zu, die bis zu einer Größe von 5 cm als relativ empfindlich gelten müssen. Allein aus diesem Grund sind die meisten der angebotenen Fische bereits 7 bis 8 cm groß.
Die in Auswahlzucht hervorgebrachten Varietäten widersetzen sich einer übermäßigen Inzucht und der massenweisen Aufzucht. Aus diesem Grunde sind auch nur selten Blaue Guramis in schlechtem Zustand zu sehen.
Einmal eingewöhnt, besitzt der Blaue Gurami eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen die meisten Erkrankungen. Er scheint lediglich etwas anfällig gegenüber Flossenfäule zu sein, eine bakterielle Infektion, die jedoch auf einfache Weise zu vermeiden ist. Alles was dazu erforderlich ist, sind angemessen hygienische Umstände! Sollte es dennoch zum Befall kommen, dann leisten Medikamente, die Furane enthalten, bei sofortigem Einsatz eine sehr gute Erste Hilfe.
Trichogaster trichopterus zeigt sich auch hinsichtlich seines Futters als anpassungsfähig, wenngleich eine deutliche Vorliebe für Lebendfutter nicht zu übersehen ist. Er frißt bereitwillig alles von getrockneten Wasserflöhen bis sogar hin zu Planarien, die ja in manchen Aquarien für ästhetische Probleme sorgen. Auch zur Beseitigung von Hydren ist seine Haltung zu empfehlen. Trotzdem darf der Aquarianer sich bei seiner Ernährung nicht darauf verlassen, daß der Fisch so robust ist, daß die Art und Weise seiner Ernährung von untergeordneter Bedeutung sei. Auch dieser Fisch frißt gerne die guten Sachen, und Artemien, Mükkenlarven und Grindalwürmchen sind ebenso hochwillkommene Leckerbissen wie hochwertige Sorten kommerziellen Trockenfutters. Ein gewisser Anteil pflanz- licher Stoffe ist für seine Gesunderhaltung unverzichtbar. Der Grund dafür ist der lange Darmtrakt, der zum korrekten Funktionieren wenigstens mehrmals pro Woche einiges an Ballaststoffen benötigt. Da es sich um einen Nimmersatt handelt, muß darauf geachtet werden, erwachsene Fische nicht zu überfüttern. Hierzu sind ein oder zwei Fastentage pro Woche eine geeignete Maßnahme. Fette Fische haben eine stark verminderte Lebenserwartung! Von einer ständigen Ernährung mit fetthaltigen Futtersorten, die reich an Lipiden sind, muß der Aquarianer Abstand nehmen.

Nachzucht – leicht

Als Zuchtaquarium reicht eines von 80 cm Länge aus. Das ausgewählte Pärchen sollte ungefähr ein Jahr alt sein und eine Größe zwischen 7 und 9 cm aufweisen. Das Weibchen läßt zu diesem Zeitpunkt eine gewisse Korpulenz erkennen, was als Anzeichen für seine Geschlechtsreife zu sehen ist. Beim Männchen macht sich dies dadurch bemerkbar, daß es Schaumnester zu bauen versucht. Diese Hinweise müssen beachtet werden, damit es nachfolgend nicht zu abweisenden Handlungen kommt. Um die Paarungsbereitschaft noch zu fördern, können die Partner für eine oder zwei Wochen voneinander getrennt werden. Während dieser Zeit wird vor allem das Weibchen mit reichlichen Gaben Roter und Schwarzer Mückenlarven ernährt, wodurch die Reifung der Eizellen unterstützt wird.
Die Wasserqualität ist von geringer Bedeutung für den Erfolg, jedoch sollte es günstigerweise schon von geringer Härte und bereits etwas gealtert sein. Die Temperatur liegt mit 25 bis 28 °C im richtigen Bereich. Häufig wird empfohlen, den Wasserstand niedrig zu halten, jedoch gibt es dafür eigentlich keine schlüssige Begründung. Auf jeden Fall muß jedoch das Zuchtaquarium gut abgedeckt sein, damit sich direkt über der Wasseroberfläche ein stabiles feuchtwarmes Klima bilden kann. Die Abdeckung könnte etwas schräg aufgelegt sein, damit herabfallende Tropfen Kondenswasser keine Schäden an dem Schaumnest anrichten können. Die Filterung und Sauerstoffversorgung sind nebensächlich, jedoch empfiehlt sich vielleicht ein kleiner Außenfilter mit geringem Durchflußvolumen, um die Bakterienpopulationen klein zu halten. Seine Ansaugöffnung wird nach dem Ablaichen der Fische mit einer Schaumstoffpatrone versehen, damit keine Eier oder Larven in den Filter gesaugt werden.
Die Einrichtung kann derart gestaltet sein, daß in Pflanzendickichten oder kleinen Blumentöpfen einige Versteckplätze entstehen, die das Weibchen nutzen kann, um sich den anfangs oft zudringlichen Annäherungsversuchen des Männchens zu entziehen. Denn diese können sich recht aufdringlich und nachdrücklich gestalten.
Beide Partner werden gleichzeitig und am Abend in das Zuchtaquarium eingesetzt. Am folgenden Morgen bemerkt das Männchen die Anwesenheit des Weibchens, zeigt umgehend Werbungsverhalten, verfolgt es und macht sich daran, an einer sorgfältig ausgewählten Stelle ein Schaumnest zu bauen. Hierzu schnappt es an der Wasseroberfläche Luft, formt in seinem Maul mittels Mundschleim kleine Bläschen und speit diese wieder aus. Auf diese Weise entsteht gewöhnlich in einer Ecke des Aquariums oder zwischen den Schwimmpflanzen ein Schaumnest. Diese Bauarbeiten sind langwierig angesichts der Tatsache, daß das Nest eine Fläche von 50 cm2, bei einer Stärke von zwei Zentimetern im Zentrum, bedecken kann. Während dieser Zeit zeigt sich das Weibchen zunehmend interessiert an den Aktivitäten seines Partners. Gelegentlich läßt sich das Männchen dadurch ablenken, geht wieder zur Verfolgung des Weibchens über, nur um auch diese wieder zu unterbrechen, unter das Nest zurückzukehren und erneut einige weitere Bläschen hinzuzufügen. Ist das Schaumnest schließlich fertiggestellt, dann macht sich das Männchen allen Ernstes auf die Suche nach dem Weibchen. Mit voll aufgestellten Flossen enthält es sich nunmehr auch weitgehend jeglichen flegelhaften Verhaltens und versucht lediglich, das Weibchen unter seine kunstvolle Konstruktion zu locken. Um letzteres für sich zu interessieren, zeigt sich das Männchen wirklich von seiner besten Seite. Dazu gehört auch, daß es das Weibchen mit seinen Tastfäden zärtlich berührt, behutsam an dessen Afterflosse knabbert, in den Unterbauch stupst und es mit gespreizten Flossen und gezieltem Schwimmen in der Richtung zum Nest dazu veranlaßt, ihm zu folgen.
Ist das Weibchen schließlich überzeugt, schwimmen beide Fische Seite an Seite unter das Schaumnest. Nach dieser Balz und einigen einleitenden Umklammerungsversuchen, den sogenannten Scheinpaarungen, wird die Sache dann ernst. Das Männchen umschlingt seine Partnerin vollständig mit seinem Körper und dreht sie auf den Rücken, so daß der Bauch nach oben zeigt und bringt seine Geschlechtsöffnung in die Nähe jener des Weibchens. Die Form, die das Männchen dabei einnimmt, erinnert an ein auf den Kopf gestelltes U. Unter einer Reihe von zitternden Bewegungen drückt es auf die Flanken des Weibchens, und Eizellen und Spermien werden beim Laichakt gleichzeitig ausgestoßen. Die Umklammerung, also die eigentliche Paarung, wird auch noch für einige Sekunden nach der Abgabe der Eier bewegungslos aufrecht erhalten – dies wird Laichstarre genannt. Die winzigen Eier verfügen im Inneren über ein aus Fett bestehendes Tröpfchen und steigen daher sofort zur Wasseroberfläche auf. Das Männchen besinnt sich nunmehr auf seine Pflichten, es verjagt zunächst das Weibchen und sammelt dann die Eier mit dem Maul ein und spuckt sie in das Nest, welches es zwischendurch immer wieder mit neuen Luftbläschen ergänzt und ausbaut. Bald kommt das Weibchen zurück und es erfolgt die nächste Paarung. Auf diese Weise erstreckt sich das gesamte Ablaichen, die Laichphase, über mehrere Stunden, bis letztendlich der Vorrat an Eizellen beim Weibchen erschöpft ist. Insgesamt werden auf diese Weise im Durchschnitt 800 bis 1000 winzige, weiß-durchsichtge Eier produziert, wobei auch ungefähr 2000 Eier keine Seltenheit sind. Nachdem das Ablaichen beendet ist, wird das Weibchen endgültig rigoros und rücksichtslos aus der Nähe des Nests vertrieben; es hat dort nichts mehr zu suchen. Denn ab jetzt würde das Weibchen die Eier lediglich als Nahrung betrachten. Das Männchen kümmert sich fortan allein um den Nachwuchs, und es empfiehlt sich unbedingt, das Weibchen herauszufangen, um es vor körperlichen Schäden zu bewahren.

Ein „Hotel“ am Strand

Der Blaue Gurami stammt aus ganz besonderen Biotopen, wie Sümpfen, Mooren und Reisfeldern, in denen das Wasser oftmals weich, sauer und vor allem schmutzig ist. Die Säure entsteht durch das Vermodern von Blättern etc. Die Wassertemperaturen sind hier relativ gleichförmig und liegen zwischen 25 und 32 °C. Typisch ist ein geringer Gehalt an gelöstem Sauerstoff. Für eine artangemessene Pflege ist daher auch ein besonderer Biotop nachzugestalten, wozu sich die Schaffung eines sogenannten Regionalaquariums anbietet, welches darüberhinaus einen vortrefflichen Dekorationswert besitzt. Als Besatz eines solchen eignen sich vor allem Cypriniden aus dem gleichen Lebensraum, z. B. Rasbora heteromorpha, Rasbora pauciperforata, Rasbora taeniata, Barbus pentazona, Barbus lineata usw., sowie Belontiiden wie Betta splendens, Trichogaster leerii, Trichopsis pumila, Trichopsis vittata, Sphaerichthys osphromenoides etc. Passende Pflanzen finden sich mit: Hydrocotyle siamensis, Cryptocoryne siamensis, Cryptocoryne balansae, Microsorum pteropus sowie Ceratopteris thalictroides.
Eine ideale Realisierungsmöglichkeit ergibt sich bei einem Aquaterrarium von 150 cm Länge und 60 cm Tiefe mit einem Wasserstand von etwa 30 cm Höhe. Hier können auch durch das Anpassen der jeweiligen Wasserstände die jahreszeitlichen Wechsel zwischen Trocken- und Regenzeiten nachempfunden werden. Gleichzeitig bietet der Freiraum über der Wasseroberfläche den Pflanzen die Möglichkeit zu einem ganz natür- lichen Wachstum, denn es darf nicht vergessen werden, daß die meisten „Wasserpflanzen“ eigentlich amphibische Gewächse sind, die in der Natur allenfalls zeitweilig völlig untergetaucht stehen. Mit einem Aquaterrarium schaffen Sie dem Blauen Gurami nicht nur einen Lebensraum unter Wasser, sondern auch das typische Ufer und den Luftraum darüber.

1000 Nachkommen

Die Larven schlüpfen bei 25 °C Wassertemperatur nach Ablauf von wenigstens 36 Stunden. Sie sind winzig und hängen am Schaumnest, auf Pflanzen oder an den Scheiben des Aquariums. Drei weitere Tage später beginnen sie, frei herumzuschwimmen, und nun kann auch das Männchen entfernt werden, da seine Aufgabe bei der Brutfürsorge erfüllt ist und zu befürchten steht, daß es sich an seinen Nachkommen vergreift, wenn diese ihm zu nahe kommen. In der Natur würde das Männchen ohne jeden Zweifel mit einem anderen Weibchen unter Verwendung desselben Schaumnests erneut ablaichen, und die älteren Jungfische würden sich freiwillig aus dem Wirkungskreis des Vaterfischs entfernen. In großen Aquarien können daher die Eltern- und Jungfische zusammen gelassen werden, damit sich die Eltern zwei oder drei Wochen später erneut paaren können.
Mit durchschnittlichem Glück schwimmen nun 500 bis 1000 Jungfische unterschiedlicher Größe in einem Aquarium von 100 Litern Inhalt, was schon auf den ersten Blick als hoffnungslose Überbevölkerung zu erkennen ist. Es ist daher unumgänglich, eine rigorose Auslese zu treffen – sie sind ein hervorragendes Futter für andere Fische -, um zumindest einem Teil von ihnen eine ungehinderte und optimale Entwicklung zu ermöglichen.
Der verbliebene Nachwuchs wächst bei einer anfänglichen Ernährung aus feinem Tümpelplankton, Rädertierchen und handelsüblichem Staubfutter relativ zügig heran. Mit Ablauf des fünften Lebenstags kann dann auf Artemia-Nauplien umgestiegen werden. Die Fütterungen müssen zwei- bis dreimal täglich erfolgen. Im weiteren Verlauf werden dann Mikrowürmer, Cyclops und fein zerkleinerte Rote Mückenlarven angeboten. Wie bei vielen Belontiiden sind auch diese Jungfische anfänglich nicht besonders aktiv und warten im wahrsten Sinne des Wortes darauf, daß ihnen das Futter ins Maul fällt. Sobald sie jedoch Artemia-Nauplien als Futter akzeptiert haben, ist auch diese Hürde überwunden. Zwischen der vierten und sechsten Lebenswoche bildet sich das Labyrinthorgan, so daß die kleinen Fische von nun an auch in der Lage sind, atmosphärische Luft zu atmen. In dieser Hinsicht ist zu beachten, daß kalte oder Zugluft über der Wasseroberfläche tödlich sein könnte.
Das weitere Wachstum verläuft rasch, sofern die Jungfische genügend Raum haben, mit ausreichenden Mengen hochwertigen Futters versorgt werden und ihr Wasser saubergehalten wird; letzteres wird durch tägliche, zehnprozentige Wasserwechsel sichergestellt. Ideal ist die Aufzucht in Freilandaquarien, in denen sich eine natürliche Mikrofauna entwickelt hat. Unter Aquarienbedingungen werden erhebliche Unterschiede im Wachstum sichtbar, so daß der Züchter neben besonders grossen Exemplaren auch besonders kleine Fische erhält.
Unter guten Aufzuchtbedingungen müßten die Fische im Alter von fünf Monaten mindestens 5 cm Länge erreicht haben. Zuvor konnte sich der stolze Aquarianer jedoch täglich aufs Neue an einem Aquarium voller Blauer Guramis erfreuen, und dieses Spektakel entschädigt wohl jeden Aquarianer für seine Mühen!

SteckbriefTrichopodus trichopterus
Familie: Belontiidae
Gattung: Trichopodus (Bloch & Schneider, 1801)
Art: T. trichopterus (Pallas, 1777)
Deutscher Name: Geunkteter oder Blauer Gurami
Herkunft: Südostasien
Größe: Im Mittel 15 cm, 20 cm im Freilandbecken.
Verhalten: Sehr verträglich, mit Ausnahme der Männchen untereinander.
Wasser: Anspruchslos, zur Zucht ist jedoch weiches bis mäßig hartes Wasser vorzuziehen.
Ernährung: Lebend- und Trockenfutter mit vegetarischem Anteil.
Zucht: Bei einem harmonierenden Pärchen relativ einfach; Schaumnestbauer; das Männchen übernimmt die Brutpflege allein.

IGL – Die Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische befasst sich mit allen Labyrinthfischarten im weiteren Sinne; also mit den eigentlichen Kletterfischen, aber auch mit den Schlangenkopffischen, den Blau-, Nander- und Sägebarschen sowie weiteren atmosphärische Luft atmenden Fischen – Interessiert?
Kontakt: http://www.igl-home.de oder auch per E-Mail über die OrchideenZauber-Redaktion: kontakt@orchideenzauber.eu

Unsere Redaktionsfische in unserern beiden Aquarien zurzeit und bereits seit über 20 Jahren:

Fundulopanchax gardneri (Syn. Aphyosemion gardneri)

Bereits beim Betreten des Eingangsbereich unserer Redaktion, links im Treppenhaus, befindet sich ein 1 m langes Durchsichtaquarium zum Büro in einer Nische in der Wand. Bepflanzt ist es vor allem mit Javafarn und Zwergspeerblatt, sodass es nur schwach beleuchtet werden muss. Die Killis befinden sich hier seit etwa 15 Jahren im Daueransatz, jetzt etwa in der vierten Generation. Weil das Wasser im Winter recht kalt wird werden die Killis hier über vier Jahre alt, sind im Winter aber weniger aktiv.
„Gardners Prachtkörpfling, Fundulopanchax (Syn. Aphyosemion) gardneri (Boulenger, 1911), bis etwa 5 cm Länge. Verbreitung: Im tropischen und subtropischen Westafrika weit verbreitete Form. Lebensraum: Lebt in unterschiedlichen, aber dauerhaft wasserführenden Gewässern wie Gräben, Bächen, Tümpeln und sogar in den Uferbereichen kleiner Flüsse. Lebensweise: Diese Killis leben in den mittleren und oberen Wasserbereichen, immer jedoch in der Nähe der Ufer oder anderer Versteckmöglichkeiten. Nahrung: Kleine Wassertiere und vor allem Anflugnahrung. Fortpflanzung: Dauerlaicher am Substrat. Besonderheiten: Eine Art mit zahlreichen Unterarten und Fundortvarianten. Haltungsaquarium: Da die Männchen sehr aggressiv sind, sollten einem Trio mindestens 50 l Wasser zur Verfügung stehen. Entsprechend wichtig sind Verstecke für die Weibchen und bei Gruppenhaltung (mind. 60 l) für die unterlegenen Männchen. Wasser: Bis 25 °dGH, 0 bis 8 °KH, pH-Wert 6 bis 7,5, bei 18 bis 26 °C. Fütterung: Nahezu alle Futterarten. Zuchtaquarium: Ab 30 l, Zuchtwasser: 0 bis 15 °dGH, 0 bis 4 °KH, pH-Wert 6,0 bis 7,0, 20 bis 26 °C. Fütterung der Elterntiere: Lebend- und Frostfutter, besonders Mückenlarven. Zuchtmethode: Ansatz eines Trios, das zuvor etwa eine Woche getrennt wurde, oder Daueransatz im Artaquarium. Aufzucht: Trotz der Aggeressivität eine leicht zu züchtende Art. Die Jungen entwickeln sich in zwei bis vier Wochen und können sofort mit feinen Salinenkrebsnauplien ernährt werden. Feines Flocken- oder Granulatfutter wird notfalls ebenfalls akzeptiert. Die schönen Varianten dieser Art sind zum Teil durchaus auch gut für den Killi-Neuling für erste erfolgreichen Zuchtversuchen geeignet.“
Aktualisiert aus: ’Ihr Hobby Killifische’, Jürgen Schmidt

Danio htamenthinus (zuvor auch als Danio cf. choprae bekannt).

Die Bärblinge befinden sich in einem oben offenen Artaquarium, 120 x 80 x 60 (Höhe) cm, plus bepflanzetem Überlauf-Rieselfiler, 130 x 80 x 5 (Höhe) cm. Darüber hängen Orchideen und andere tropische Pflanzen. Die Fische vermehren sich im Aquarium ohne weitres Zutun.
2012 beschrieb Sven Kullander bereits Danio flagrans, der eng mit Danio choprae verwandt ist und dieser Art aus dem Ayeyarwaddy-Flussbecken ähnelt. Allerdings kam Danio flagrans bisher nicht in den Handel oder ins Hobby. Die neue Art Danio htamenthinus zeigt auch die typischen, dunklen, vertikalen Streifen und einen rotorangefarbenen Längsstreifen. Dieses Farbmuster der drei Arten ist innerhalb der Gattung Danio einzigartig und macht sie zu etwas Besonderem.

2012 beschrieb Sven Kullander bereits Danio flagrans, der eng mit Danio choprae verwandt ist und dieser Art aus dem Ayeyarwaddy-Flussbecken ähnelt. Allerdings kam Danio flagrans bisher nicht in den Handel oder ins Hobby. Die neue Art Danio htamenthinus zeigt auch die typischen, dunklen, vertikalen Streifen und einen rotorangefarbenen Längsstreifen. Dieses Farbmuster der drei Arten ist innerhalb der Gattung Danio einzigartig und macht sie zu etwas Besonderem.
Das erste Habitat war ein flacher Bach mit klarem Wasser und Schatteneffekten. Einige andere Fischarten wurden in diesem Biotop gefunden.
Zur genauen Unterscheidung waren genetische Untersuchungen nötig. Dazu wurden die genetischen Proben von Danio choprae, D. erythromlron, D. flagrans und D. margaritatus verglichen. Es lässt sich daher sagen, dass die DNA-Studie auf der Grundlage der äußeren Merkmale und insbesondere der bekannten Danio-Arten begründet wurde und jene verwandten Arten umfasst, die in der Nähe der Fundstelle vorkommen. Ungeachtet der vielen Ähnlichkeiten und des begrenzten genetischen Unterschieds zu D. choprae wurden die Unterschiede als relevant genug angesehen, um einen neuen, separaten Artnamen zu vergeben. Die Art wurde nach der Htamanthi-Stätte in Myanmar benannt: Danio htamanthinus.
Danio htamanthinus bildet nun zusammen mit D. choprae und D. flagrans eine separate Gruppe innerhalb der Gattung Danio. Diese Gruppe wiederum ist im genetischen Stammbaum der Gruppe der beliebten Perl-Danios am nächsten, nämlich den Arten D. margaritatus und D. erythromicron.
Die verschiedenen, aber eng verwandten Arten entstanden, weil die Populationen ihrer Vorfahren aufgrund uns zurzeit unbekannter Umstände vollständig isoliert wurden und sich dann jeweils getrennt entwickelten. Sobald die genetischen Unterschiede groß genug sind und wir dann von Tausenden von Jahren sprechen, können sie als separate Species betrachtet werden. Die Frage ist, wo genau Sie die Grenze ziehen, sowohl genetisch als auch geografisch. Nach Besserung der politischen Lage sollte eine intensivere ichtheologische Untersuchung erfolgen, bei der an mehreren Orten in Myanmar Fische gefangen und untersucht werden, um die Arten besser zu definieren.

Literatur:
Kullander, S. O. 2012. Description of Danio flagrans, and redescription of D. choprae, two closely related species from the Ayeyarwaddy River drainage in northern Myanmar (Teleostei: Cyprinidae). Ichthyological Exploration of Freshwater 23(3), 245–262, November.
Kullander, S. O., & Norén, M. 2016. Danio htamanthinus (Teleostei: Cyprinidae), a new species of miniature cyprinid fish from the Chindwin River in Myanmar. Zootaxa Nr. 4178(4), S. 535-546, Oktober.

Diese Vanda wächst über dem oben offenen Aquarium unter künstlicher LED-Beleuchtung und blüht zwei- bis dreimal im Jahr – Vanda (Syn. Ascocenda) Suksamran Sunshine (Fuchs Harvest Moon x Pralor) ‚Orange‘
Die gleiche Orchidee mit anderem Blütenstand hinter den LED-Aquarienlampen.

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